Gibt es 'Digitale Bibliotheken'? Wird es sie jemals geben? Zu den Grenzen einer allzu populären Metapher

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Abstract (in original language): 

Im Verlauf der vergangenen Jahrzehnte haben sich Techniken der Bibliotheksautomation herausgebildet, die zu einer Art 'Elektrifizierung' von Bibliotheksdiensten geführt haben. Im gleichen Zeitraum sind zuerst Internet- und später dann WWW-basierte Informationsdienste entstanden, die sich sehr rasch zu einer Art informatorischem Paralleluniversum entwickelt haben. Beide Paradigmen der Informationsorganisation haben sich eine Zeit lang voneinander unabhängig entwickelt. In dem Moment, wo sie systematischer miteinander in Kontakt gerieten, wurde die Metapher 'Digitale Bibliothek' gefunden, die für eine Übergangszeit insofern nützlich war, als sie eine zumindest rhetorische Versöhnung der beiden Welten möglich zu machen schien.

Das Ende dieser Übergangsperiode scheint nunmehr erreicht, und es ist mithin sinnvoll, die Metapher 'Digitale Bibliothek' zu hinterfragen und über Begriffsalternativen nachzudenken. Gedanklicher Ausgangspunkt ist dabei die Feststellung, dass die Metapher 'Digitale Bibliothek' eine Reihe elementar wichtiger Differenzen verwischt, wie etwa den Unterschied zwischen 'deskriptiven' Bibliotheks-Metadaten und 'identifizierenden' Metadaten im WWW oder die unterschiedliche Natur der Objekte, auf die solche Metadaten verweisen ('Bücher' vs. Elektronische Informationsobjekte), oder schließlich die dabei ins Spiel kommenden Referenzierungs-Mechanismen (Katalogsignaturen vs. URLs). Eine Rückbesinnung auf solche Differenzen kann hilfreich sein, um dann erneut über Integrationsszenarien nachzudenken: Ins Blickfeld kommen dann die Functional Requirements for Bibliographic Records der IFLA und Konzepte aus dem Bereich des 'Semantic Web' mit ihrem je spezifischen Integrationspotential.

Source: author's introduction

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Patricia Tomaszek